Der Streaminganbieter JOYN veröffentlichte im Oktober 2021 die Serie Blackout. Eine Produktion von Wiedemann & Berg Television mit Moritz Bleibtreu und Marie Leuenberger in den Hauptrollen. Es handelt sich um eine Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Marc Elsberg. Wir haben uns Blackout angesehen und geben bei Eifeltexter eine Vorschau. Hier erfahrt Ihr worum es geht, was die Serie auszeichnet und wo das Drehbuch Schwächen offenbart.
Ein lässiger Mitvierziger mit dem Auto unterwegs auf einer nächtlichen Spazierfahrt in Südtirol. Vater und Sohn angespannt während einer Achterbahnfahrt auf dem Jahrmarkt. Außerdem eine nervöse Mutter, die ihre beiden Kinder am Bahnhof abholen möchte. Und dann: Blackout. Wie aus dem Nichts ein flächendeckender Stromausfall in ganz Europa.
Manzano als Hauptverdächtiger
Eines vorweg: Mit Hintergrundbeleuchtung im Wohnzimmer bereitet Blackout wenig Vergnügen. Über weite Strecken bleibt der Bildschirm dunkel, und jeder Lichteinfall wirkt sich nachträglich auf das Vermögen aus, optische Details wahrzunehmen. Die Dunkelheit dominiert was es zu sehen gibt. Moritz Bleibtreu spielt den Pizzaboten Pierre Manzano. Die Zuschauer erfahren durch den Blackout: Manzano kennt sich mit Computern aus, und es gelingt ihm sogar, den Strom in der Wohnung seines Freundes Carlo für einen Moment wieder zum Fließen zu bringen.
Als der Strom dann erneut ausfällt, vermutet Manzano einen groß angelegten Hacker-Angriff. Er will helfen und sucht die Zentrale eines Energiekonzerns auf. Doch ehe sich Manzano versieht, sucht die Polizei nach ihm. Francois Bollard, der Europol-Leiter für Terrorismusbekämpfung, betrachtet Manzano als Hauptverdächtigen. Dabei hat Bollard zu dem Zeitpunkt, ebenso wie die Zuschauer, nicht den Hauch einer Ahnung, was passiert ist. Manzano hat eine Vergangenheit als Globalisierungsgegner, und er ist ein Informatiker, der sich mit Stromzählern und sogenannten Smart-Metern auskennt. Das ist alles, was Bollard weiß. Dennoch verdächtigt er Manzano, die Geräte gehackt zu haben, um den Blackout auszulösen.
Gejagt vom Europol-Leiter
Die Rolle des Europol-Leiters verkörpert mit Carlos Leal ein überaus interessanter Schauspieler aus der Schweiz. Moritz Bleibtreu spielt als Manzano einen Gejagten, der liebend gerne helfen würde, den Blackout zu beseitigen. Bollard und seinen Kollegen vom Europol erscheint der ehemalige „Ökoterrorist“ jedoch dubios, sie halten ihn für unglaubwürdig. Die Last, den Buhmann und irrtümlich Verfolgten zu mimen, schleppt Moritz Bleibtreu als Schauspieler wie einen Rucksack durch die sechs Folgen von Blackout. Anders gesagt, gibt er das Sinnbild, für einen tragischen Helden.
Die verschollenen Kinder von Frau Michelsen
Dann ist da Marie Leuenberger in der Rolle von Frauke Michelsen, der Mutter von Lisa und Marie. Zu Beginn am Hauptbahnhof in Berlin zu sehen, wartet Michelsen vergeblich auf die Ankunft ihrer beiden minderjährigen Töchter. Die Kinder als Passagiere im ICE 691 unterwegs, stranden im Nirgendwo als es zum Blackout kommt. Zu allem Überfluss verpassen sie den Anschluss an die Sammelstelle in einer nahegelegenen Turnhalle. Kurz gesagt, die Mädchen gehen verschollen. Problem dabei: Die Mutter arbeitet hauptberuflich als Krisenmanagerin des deutschen Innenministeriums und fungiert als stellvertretende Leiterin des nationalen Krisenstabs. Wo liegt jetzt die Priorität? Wofür entscheidet sich Frau Michelsen als Mensch?
Gelungene Darstellung, Top-Besetzung
Blackout überzeugt fast durchgehend, die Serie wirkt realistisch und einleuchtend. Die Produzenten erzählen ruhig und unaufgeregt, und die Handlung erscheint rund, mit wenig Logiklücken. Viele Zusammenhänge, die zu Beginn unverständlich erscheinen, erfährt das Publikum erst im weiteren Verlauf der Geschichte. Der ein oder andere Spannungsbogen endet abrupt und auf eine fragwürdige Art und Weise – leider auch jener der beiden verschollenen Mädchen.
Für die ansonsten gelungene Darstellung sorgt eine hervorragende Besetzung. Neben Moritz Bleibtreu und Marie Leuenberger trumpfen mit Heiner Lauterbach, Stefan Kampwirth, Jessica Schwarz, Herbert Knaup oder Caroline Hartig viele Schauspieler auf, die es durchaus gewohnt sind, die Hauptrolle zu spielen. Lauterbauch tritt als Kriminalhauptkommissar vom Zentrum für Terrorismusbekämpfung so auf als habe er sein ganzes Leben beim BKA gearbeitet. Dazu kommen internationale Darsteller wie der bereits erwähnte Carlos Leal und Hannah Hoekstra. Die Schauspielerin aus den Niederlanden mimt eine BBC-Journalistin, die sich mit Manzano anfreundet.
Blackout trifft den Nerv unserer Zeit. Die Produzenten schlagen gesellschaftskritische Töne an, ohne in Systempropaganda zu verfallen. In einer Folge sitzt der Krisenrat zusammen und berät über die Verteilung von Ressourcen. Während der Diskussion taucht die Frage auf, warum so wenig Stromgeneratoren vorhanden sind? Da fallen die Worte: „Nach der Pandemie...“