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Warum ich als Feministin gegen ein Prostitutionsverbot bin
Wir alle kennen Sexarbeiter*innen und Kunden - wir wissen es nur nicht. Wir fragen auch nicht - oder wer hat schon mal eine*n Sexualpartner*in nach Prostitutionserfahrungen gefragt? Wahrscheinlich würden viele von uns mit der einen oder anderen ehrlichen Antwort auch ihre Schwierigkeiten haben. Und das ist Teil des Problems.
Wenn wir über Prostitution reden, dann meistens etwas verhalten oder auf zutiefst abfällige Art: Prostituierte sind nur arme Ausländer*innen oder drogenabhängige Frauen oder sowieso solche, die in der Kindheit missbraucht wurden. Freier? Ja, über diese „armen Schweine" redet man sowieso nicht, man lästert höchstens, und ein wirklich männlicher Mann „braucht das ja nicht". Dabei wissen wir schon lange, dass Männer und Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten, aus allen Berufen und Religionen, Sex kaufen und verkaufen.
Nicht nur der Kollege oder Ehemann, der für Sex bezahlt, sondern auch die eine oder andere Kommilitonin, Kollegin oder Mutter verdient ihr Geld mit Sexarbeit. Vielleicht kauft sogar die Chefin oder Kommilitonin Sex, während der Nachbar von nebenan sein Geld als Escort oder Pornodarsteller verdient. Es sind nicht nur Männer, die Sex von Frauen kaufen und - wohlgemerkt - nicht die Frau selbst kaufen. Aber darüber reden wir nicht - weil wir lieber unsere verruchte Pornofantasie von Sexarbeit als Ort, an dem böse Männer unschuldige Frauen ausbeuten, aufrechterhalten. Wir vermeiden es gezielt, offen und auf Augenhöhe mit den Beteiligten - in diesem Fall Kund*innen und Sexarbeiter*innen - zu sprechen.
Stattdessen wird Tag ein, Tag aus über die Erfahrungen dieser Menschen fantasiert. Fast schon wie in einem Märchen gibt es böse Männer, die unschuldigen Frauen etwas Schlimmes antun, die dann wiederum von anderen guten Helden gerettet werden, um anschließend ein gutes Leben zwischen Ehe und Arbeit zu führen. In dieser Fantasie der Prostituiertenrettung kommen irgendwie alle zum Zug, außer die Sexarbeiterin, die nicht gefragt wurde, ob sie das wollte oder was sie denn überhaupt für ein Leben will. Viele nehmen sich inzwischen die Freiheit, für Prostituierte entscheiden zu wollen, was sie denn nun mit ihrem Körper machen dürfen und was nicht. Der Prostituierten selber wird ihre Stimme geklaut.
Diese Fantasie ist gerade von der Lebensrealität der bulgarischen und rumänischen Sexarbeiter*innen weit entfernt. Obwohl ihr Leben geprägt ist durch Armut und oft auch Aussichtslosigkeit und Verzweiflung, kommen viele bewusst nach Deutschland, um der Sexarbeit nachzugehen, weil sie hier vergleichsweise mehr verdienen. Sie werden hier auch nicht kriminalisiert, wie in Bulgarien und Rumänien. Das bedeutet vor allem, dass sie hier weniger Polizeigewalt und -schikane erfahren. Sie vermeiden auch, dass ihre Familie davon erfährt, wie sie ihr Geld verdienen, weil sie Angst haben, verstoßen zu werden - eine Reaktion, die nicht wirklich selten ist. Übrigens auch bei Familien deutscher Sexarbeiter*innen.
Es ist in letzter Zeit leider im Trend, Verbote von Prostitution als Wunderheilmittel zu glorifizieren, als würde ein solches Verbot gegen alle Ungerechtigkeiten dieser Welt Wunder wirken: Armut, sexuelle Gewalt, Gender Pay Gap, Sexismus, Menschenhandel, Ausbeutung, usw. würden auf einem Schlag verschwinden. Doch eigentlich ist das nur ein Sündenbock für andere gesellschaftliche Probleme. Damit kann man von einer komplexen Debatte über ernste Probleme und strukturelle Lösungen gut ablenken.
Neben Anti-Prostitutionsfeminist*innen sind es oft (aber nicht immer) auch religiös inspirierte Menschen, die Prostitution loswerden wollen. Sie alle wollen „Prostitution abschaffen", indem sie sie verbieten und indem sie gegen die Anerkennung von Prostitution als Arbeit kämpfen. Aber eine gesellschaftliche Praxis, in der Geld gegen Sex ausgetauscht wird (was ehrlicherweise auch in der Ehe oft der Fall ist), kann man mit Verboten nicht wirklich „abschaffen". Es reicht ein Blick in die USA, wo Prostitution schon immer komplett verboten war oder nach Schweden, wo ein heuchlerisches Halbverbot die Prostitution in einer gefährlichen rechtlichen Grauzone stattfinden lässt, die eine Garantie für Ausbeutung ist.
Doch was würde ein Verbot ändern? Würde ein Prostitutionsverbot wirklich sexuelle Ausbeutung von Kindern verhindern? Würde ein Prostitutionsverbot die Armut in anderen Ländern lindern? Würde ein solches Verbot bessere Jobs und bessere Bezahlung für Frauen schaffen? Würde ein Prostitutionsverbot Armutsprostitution verhindern? Nein.
Ein Prostitutionsverbot würde lediglich dazu beitragen, dass der Staat durch Strafen an der Prostitution mitverdient; es würde die Unterteilung von Frauen in gute und schlechte Frauen, in Hure und Heilige aufrechterhalten und damit die Diskriminierung und Ausgrenzung der „schlechten Huren" legitimieren; das wiederum legitimiert Gewalt gegen Sexarbeiter*innen - auch durch die Polizei.
Wo Prostitution verboten ist, hat die Bestrafung von Kunden und Prostituierten höhere Priorität, als die Bestrafung von Gewalt gegen Sexarbeiterinnen, inkl. Vergewaltigung und Mord. Kein Wunder, dass Gewalt nicht mehr angezeigt wird und de facto straflos bleibt. Kein Wunder, dass es gerade in den USA immer wieder Serienmörder von Prostituierten gibt, weil sie wissen: Die Polizei interessiert sich sowieso nicht für „Huren".
Weil es so viele Migrant*innen in der Prostitution gibt, soll es ein Verbot geben? Das würde diese Frauen doch erst recht in die ungeschützte Illegalität treiben, wo sie im Zweifel - wie auch in Schweden - selber kriminalisiert und abgeschoben werden. Die Armut im Heimatland und der Wunsch nach einem besseren Leben werden durch ein Verbot natürlich nicht abgeschafft.
Ein Prostitutionsverbot verurteilt Prostitution und somit alle daran beteiligten - auch die Prostituierte. Wer Sexkauf verbieten will, weil angeblich Frauen zur „Ware" gemacht werden, betrachtet Sexarbeiter*innen nicht als vollwertige Menschen mit Rechten - sie seien ja schließlich nur eine „Ware". Und eine Ware, das wissen wir ja vom Supermarkt, spricht nicht, sagt nichts. Sie ist ein Gegenstand.
Zur Enttäuschung der Prostitutionsgegner*innen muss ich leider an die Menschlichkeit von Sexarbeiter*innen erinnern. Sexarbeiter*innen verlieren ihre Menschlichkeit und Menschenwürde nicht, wenn (und weil) sie Sex verkaufen. Sie können sprechen - ja, sogar mit Kunden Preise und Leistungen verhandeln - und sie können sogar politische Forderungen äußern. Sie sind Bürgerinnen und Bürger, wie wir alle auch! Um Mensch zu sein, müssen sie Sexarbeit nicht aufgeben - sie sollten es natürlich dürfen.
In letzter Zeit beschweren sich Prostitutionsgegner*innen immer häufiger, dass Prostituierte gehört werden und dass über sie berichtet wird. Sie werden als „Minderheit" oder „privilegiert" abgestempelt und ihre Ansichten als irrelevant, gar unerwünscht darstellt. Damit wird die jahrtausendalte Exklusion von Prostituierten aus der Gesellschaft unter dem Deckmantel der „Frauenrechte" fortgesetzt.
Anstatt diese „privilegierten" Sexarbeiter*innen zu fragen, wie man denn für alle Prostituierten gute Arbeitsbedingungen schaffen kann, regen sich manche darüber auf, dass sie nicht zur Prostitution gezwungen sind. Dabei frage ich mich: Wie kann man sich über die guten Arbeitsbedingungen anderer Leute aufregen? Sollten wir uns nicht freuen, dass das überhaupt möglich ist?
Die gesellschaftliche Tabuisierung und Stigmatisierung von Prostitution und pseudo-pornographische Gewaltgeschichten über Prostituierte verhindern einen respektvollen Dialog mit Sexarbeiter*innen, Kund*innen und dem Rest der Gesellschaft. Wir reden über sie, nicht mit ihnen. Kein Wunder, dass die meisten von uns nicht wissen, wer aus dem Freundeskreis schon mal Sex gekauft oder verkauft hat.
Als Feministin muss ich ein Verbot von Prostitution ablehnen, egal ob es jetzt den Sexkauf, den Sexverkauf oder beides betrifft - Verbot ist Verbot! Der Tausch von Sex gegen Geld ist nicht per se unmoralisch oder mit Gewalt verbunden. Prostitution ist auch nicht per se ein Männerrecht gegenüber Frauen, denn schließlich können alle Geschlechter von allen Geschlechtern Sex kaufen, wenn ihn jemand anbietet.rechtfertigen wollen. Und das ist ihr gutes Recht.
http://www.huffingtonpost.de/s…verbot-bin_b_5570550.html
Tja, es gibt auch sogenannte Feministinnen, die nicht engstirnig und voller Hass halbwegs vernünftig
in dieser Sache ihren Standpunkt vertreten
Feministinnen??? Die Dame Sonja Dolinsek gehört einem Kreis an, dem ich niemals angehören möchte.
Diesen "Damen ist nichts zu blöde um Aufmerksamkeiz zu erregen. Verzichtbar!
Es muss nicht immer Feministin drin sein, wo das Etikett "Feministin" aufgeklebt wurde.