Der Islam - geschaffen als Gegenkraft zum Christentum?
Was man heute weiß, revidiert in vielem die gängigen Hypothesen zur Entstehungsgeschichte der drei abrahamitischen Buchreligionen. So ist das Christentum kein Abkömmling des uns vertrauten Judentums, sondern das Christentum und das rabbinische Judentum der Spätantike sind gemeinsam und in Abgrenzung voneinander aus einer hellenisierten jüdischen Religion hervorgegangen, die es heute nicht mehr gibt, von der aber wir noch Textzeugnisse haben: die apokryphen Schriften des Alten Testaments, generell die antike jüdische Bibelübersetzung, die Septuginta, die zum Teil andere theologische Interpretationen zuläßt als die spätere (teilweise antichristliche) masoretische Vokalisierung des hebräischen Konsonantentextes.
Der Islam dürfte nach neuerem Forschungsstand christlichen Ursprungs sein: einem ostkirchlichen Milieu entstammend, außerhalb Ostroms, im Bereich Persien/Syrien angesiedelt, in dem das Trinitätsdogma bekämpft und Christi Gottessohnschaft bestritten wurde. Die Urschicht des Korans wird in einem syrischen Lektionar vermutet. Auch hier geht man von einer teilweisen Neuinterpretation des ursprünglichen Konsonantentextes aus - bei der nachfolgenden arabischen Umschreibung und Vokalisierung.