Ich eröffne das Thema aus einem bestimmten Anlaß.
Dieser Tage war ich bei meinen Eltern zu Besuch und "durfte" mir daher einen Film im "Heimatkanal" ansehen. Und wurde angenehm überrascht, es war keine dieser Bergdorfschnulzen.
Der Titel war "Solang es hübsche Mädchen gibt". 1955 gedreht, spielt 1947 im ausgebombten München, bis auf eine kurze Schlußszene die dann in die "Gegenwart" springt. Amüsanter Film um eine Mutter (Grethe Weiser) die ihre Kinder (die Kessler-Zwillinge) mit Schwarzhandel durchbringt.
Warum ich das hier schreibe: Da kommen Szenen vor die würden heute nie gedreht werden. Ein paar Stellen die ich so im Kopf habe: Erstens gehört das Haus in dem sie wohnen einem in die USA emigrierten jüdischen Ehepaar. Und nach und nach verscherbelt Mutter das ganze Inventar, Teppiche und Alles. Heute würden jüdische Paare nicht mehr auswandern sondern kämen im Holocaust um. Man würde sich heute nicht trauen daß sich die Mutter deren Besitz "aneignet".
Andere Szene: Ein amerikanischer Reporter erzählt einem Kellner was er von Beruf sei. Der sagt: "Dann sind wir ja Kollegen, ich war früher Redakteur beim VB." Allein dieser Satz gäbe heute linke Randale bei der Filmpremiere!
Derselbe Reporter sucht einen Fremdenführer und sagt zu Mutter: "Ich suche einen Führer." Darauf sie: "Wir hatten einen, bis vor Kurzem." Witze über das Dritte Reich? Das würde heute eine eigene Empörungs-Talkshow bei Plassberg oder wie der heißt hervorrufen.
Anderer Satz von Mutter gegenüber dem US-Colonel: "Seien sie mal bißchen freundlicher zu den Leuten. Den nächsten Krieg verlieren sie und dann wollen sie auch daß man nett zu ihnen ist."
Mein Fazit: Unverhoffter Filmfund, der in gewisser Weise traurig machen muß was in diesem Land alles nicht mehr geht.